Der ewige Kampf um die Gleichberechtigung – ein Interview mit Johanna Prinzessin von Sachsen-Coburg
Von Petra Görner
Die Dominanz von Männern bei wichtigen Aufsichtsratsposten sorgt für einen sehr kleinen Fortschritt des Aufstiegs von Frauen in die Topetage deutscher Konzerne. Inzwischen sind rund 30% Prozent der Aufsichtsratsmitglieder weiblich, doch an der Ernennung von Vorständen fast nur Männer beteiligt. In den Vorständen der Firmen, die die Aufsichtsratsquote nutzen, saßen im Jahre 2018 nur 8,5 Prozent Frauen. Johanna Prinzessin von Sachsen-Coburg ist TV- Moderatorin und Produzentin. Sie setzt sich seit vielen Jahren in zahlreichen Organisationen für die Gleichberechtigung und Stärkung von Frauen ein.
Warum ist das Thema Gleichberechtigung im Jahre 2019 noch so wichtig?
Die Zahlen sprechen für sich. Es ist immer noch so, dass Männer althergebrachte Seilschaften nutzen und Frauen in Puncto Karriere ungern an sich vorbeiziehen lassen. Die Ursache für eine fehlende Gleichberechtigung im Beruf liegt aber auch bei den Frauen selbst. Zwar gibt es immer mehr Frauennetzwerke, doch inwiefern unterstützen sich Frauen wirklich gegenseitig? Wenn Frauen beruflich aufsteigen, dann ziehen sie andere oftmals doch nicht mit. Zu groß ist da oftmals der Neidfaktor. Man gönnt sich gegenseitig die Butter auf dem Brot nicht. Ich denke genau da muss man ran, denn das ist bezüglich des Themas Aufstieg von Frauen in der Berufswelt ein elementarer Faktor.
Welche Strukturen verhindern die Emanzipation der Frau?
Die Frau ist nun Mal die Gebärende. Letztendlich ist die Mutterrolle an sich und die Tatsache, dass sich Frauen Gleichberechtigung in ganz vielen Lebensbereichen erst vor nicht allzu kurzer Zeit erkämpft haben, sicher ein Grund dafür, dass sich das Bild von der total emanzipierten Frau immer noch generieren muss, kollektiv aber auch in den Köpfen der einzelnen. Zwar gibt es immer neue, gesellschaftlich anerkannte Modelle von Familie, die die althergebrachte Rollenverteilung aufbrechen und sicherlich zur Gender Equality beitragen können. Das Ganze ist aber ein Prozess und braucht Zeit.
Wie können Machtstrukturen aufgebrochen werden?
Im Moment bewegt sich Gesellschaft in Europa, aber auch weltweit im Spannungsfeld zweier Gegenpole: Auf der einen Seite entwickelt sich eine vielfältige Gesellschaft die multikulturell, genderdivers und bunt ist. Auf der anderen Seite formieren sich unterschiedlichste Ausformungen einer stark konservativen Strömung, die sich unter anderem in einem starken globalen Rechtsruck manifestiert. Das Festhalten an althergebrachten Strukturen und die Sehnsucht, dass man sich gerade in dieser bunten Welt nicht verliert sind durchaus nachvollziehbar, wirken sich aber auch auf althergebrachte Rollenmodelle aus. Abgesehen von neuen Rollenverteilungen und Lebensmodellen ist momentan zu beobachten, dass Minderheiten sich immer mutiger aufstellen und lauthals ihre Stimme erheben. Deutlich sichtbar wird dies im Positionspapier Perspektivwechsel, das von der Stadt Hamburg Anfang 2019 vorgestellt wurde und im Bezirk Altona das Integrationskonzept ersetzt. Der nicht mehr Integration oder soziale Inklusion, sondern Diversität in den Fokus stellt. Dies zeigt mit welcher neuen Dynamik Gesellschaft auf allen Ebenen schrittweise neu gelebt wird.
Was genau tun Sie für eine deutliche höhere Sichtbarkeit der emanzipierten Frau in der Gesellschaft?
Ich habe ein Herz für Frauen und Mädchen. Denn ich sehe um mich herum so viel Potenzial und oftmals Frauen, die sich nicht trauen, dieses vollends auszuschöpfen. Ich versuche da wo ich kann, Frauen zu unterstützen. Das fängt in meiner Sendung „Afrika Outlook“ an, in der ich drei junge Frauen durch ein Moderationstraining fördere und immer wieder spannende, weibliche Vorbilder, als Interviewgäste einlade. Außerdem arbeite ich seit vielen Jahren unter anderem mit Made auf Veddel und mit der Welthungerhilfe. Die deutlich höhere Sichtbarkeit einer Frau entsteht dann, wenn die Arbeit wertgeschätzt wird. Bei mir wird sie durch das IWF gewürdigt. Dort kann ich als emanzipierte Frau sichtbar werden und gleichzeitig die Sichtbarkeit von anderen Frauen fördern.
Erfahren Sie in ihrem Alltag frauenfeindliche Erlebnisse?
Ich sehe Frauenfeindlichkeit als Schwäche und so begegne ich ihr auch. Dabei ist mir aber wichtig, mich nicht zu verkapseln, sondern denjenigen, der Impulsgeber für ein abwertendes Frauenbild ist, direkt mit seiner Meinung zu konfrontieren. Ich habe festgestellt, dass sich aus einer schnellen, sehr direkten Reaktion auf diskriminierende Äußerungen, und das betrifft übrigens nicht nur Frauenfeindlichkeit, oftmals sehr gute Gespräche entwickeln. Meine Geheimwaffe: Eine Prise Humor.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Hinblick auf Frauenrechte und Gleichberechtigung?
Ich wünsche mir, dass Gleichberechtigung gelebt wird und kein Thema mehr ist, das wir diskutieren müssen.
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