Ahmed, vielen Dank für deine Bereitschaft mit mir ein Interview zu führen.
1.Inwiefern verstehst du Kultur?
Unter Kultur verstehe ich nicht so viel, da ich es in meinem Heimatland anders erlebt habe. Es gibt Kulturen, die gut sind. Wieder auch andere Kulturen, die nicht so gut sind. Ich habe versucht mich immer an das zu halten, was gut ist. Ich mache mein eigenes Ding und lass mich nicht von Menschen beeinflussen.
2.Also das Gute in allen Dingen ist für dich Kultur. Du kommst ursprünglich aus Somalia. Wie empfindest du die Kultur dort?
In Somalia spricht man nicht oft darüber. Aber es gibt auch gute Kultur dort. Wir hatten zum Beispiel die letzten 30 Jahre keine Regierung, doch die Menschen in Somalia haben aufgrund ihrer Kultur dennoch weitergelebt. Die Kultur ist cool in Somalia: das Essen, die Musik und die traditionellen Tänze.
3. Dies bedeutet eine nicht, aber auch schöne Erfahrung mit deinem Ursprungsland. Aufgrund der Umstände bist du geflüchtet, nach Deutschland. Wie waren dort die Umstände der Flucht?
Es war eine sehr schwierige Zeit. Ich habe mich Ende September 2014 entschieden zu flüchten, weil es keine Zukunft in Somalia für mich gab. Ich habe gesehen, dass die Studenten immer noch auf der Straße waren. Es ging immer nur um Clans. Mit 16 Jahren bin ich dann weg. Die Reise war sehr lang und anstrengend. Ich bin von Somalia nach Italien gereist. Unterwegs hatte ich viele Schwierigkeiten, die ich akzeptieren musste.
Ich war in der Wüste, auf dem Luftboot und dem Schiff. Angekommen in Hamburg habe ich in Flüchtlingsunterkünften gewohnt.
4. Und nun bist die hier in Hamburg. Wie gefällt dir Hamburg, fühlst du dich hier integriert?
Hamburg gefällt mir sehr gut, es ist eine sehr schöne Stadt. Ich habe hier viel gelernt, vor allem die Möglichkeit meine Zukunft hier in Hamburg aufbauen zu können. Ich mache nämlich jetzt meine Ausbildung als Mediengestalter in Bild und Ton. Man trifft auf gute und schlechte Menschen, aber ich habe nur nette Menschen bis jetzt getroffen.
5. Was bedeutet Heimat für dich?
Heimat ist der Ort, in dem ich mich gut fühle. Heimat ist ein Ort, in dem ich Friede und Freiheit habe. Ich habe mir selbst eine Aufgabe gegeben, nämlich, dass ich meiner Kultur helfe. Ich bin nach Europa gekommen, weil ich viele Erfahrungen gemacht habe. Man kümmert sich hier um das Studieren und in Somalia macht man sich sorgen darüber welche Nahrung man zu sich nimmt. Ich fühle mich hier super, kenne alle Ecken. Ich liebe Hamburg, aber ich möchte irgendwann zurück nach Somalia.
6.Hast du Rassismus erlebt?
Ja, das habe ich erlebt aber nicht so oft. Ausländer werden nicht gut behandelt. Man merkt das sofort, wenn man nicht die Sprache gut kann. Da gab es zum Beispiel ein Fall: Ein Mann hat in der Bahn mich und meine Freunde beleidigt. Doch eins fand ich sehr gut: Die anderen Menschen in der Bahn haben sich dagegen geäußert. Es gab auch andere rassistische Erlebnisse. Aber wie gesagt, es gibt überall schlechte Menschen. Deshalb mache ich keinen großen Stress daraus.
7. Das heißt, dass Sprache Kultur formt. Aus unserem Vorgespräch weiß ich, dass du rappst. Aber nicht auf deutsch, sondern auf Somali. Wieso?
Ich rappe auf Somali, weil ich möchte, dass die Menschen aus Somalia das hören. Besonders Jugendliche aus Somalia sollen sie selbst sein, nicht irgendetwas anders. Der Inhalt meiner Texte hat viel mit Motivation zu tun, dass Menschen sie selbst bleiben. Mein Ziel mit dem rappen ist es die Politik unter anderem anzusprechen. Ich möchte etwas ändern: Entweder sterben oder etwas ändern. Ich möchte, dass die Kinder, die heranwachsen eine bessere Chance bekommen.
8. Auf Somali rappen, und hier in Deutschland die Zukunft aufbauen – das hört sich nach einem Zusammenspiel von zwei Kulturen an. Wie lebst du noch deine somalische Kultur in Hamburg neben dem Rappen?
Es gibt neue somalische Vereine. Es gibt auch eine Gruppe, die somalische traditionelle Tänze macht. Dort habe ich Jugendliche aus Somalia getroffen. Ich möchte ihnen helfen Auftritte zu bekommen. Die somalische Musik mag ich sehr. Es gibt niemanden auf der Welt, die so tanzen wie in unserer Kultur.
9.Was wünscht du dir für die Zukunft? Wo möchtest du in 10 Jahren sein?
Ich möchte erst Mal meine Ausbildung fertig machen. Irgendwann will ich zurück nach Somalia und dort etwas ändern. Ich habe mir als Aufgabe vorgenommen, die Menschen aus Somalia vor Ort zu helfen. Ich möchte das, was ich kann einsetzen.
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