Stille, mein Lieblingsnotizbuch, ein Kugelschreiber und die Brushpens liegen vor mir. Die brennende Kerze sorgt für eine wohlfühlende Atmosphäre. Ich schlage eine leere Seite im Notizbuch auf und fange an zu schreiben. Diesmal wird es kein Text und auch kein Gedicht sein – ich reflektiere.
Reflektieren. Dieses Wort stand für mich damals mit jungen Jahren im Zusammenhang mit Licht oder Spiegeln. Auf der Entdeckungsreise meiner Fähigkeiten und meines Ichs bin ich auf die Bedeutung der Reflexion in Bezug auf das Nachdenken über bestimmte Erlebnisse, einem Thema oder das eigene Wesen gestoßen. Besonders in unterschiedlichen Jobs, im Studium oder im Praktikum half mir die Reflexion das Gelernte und Erlebte nochmal Revue passieren zu lassen und somit wertvolle Erkenntnisse in meinem Gedächtnis zu speichern. Doch als ich anfing mich selbst, meine Gedanken, mein Verhalten und meine Wahrnehmung in jeder Phase meines Lebens zu reflektieren, geschah etwas Besonderes: Ich lernte mich selbst kennen – Entscheidungen, Fehler, Wahrnehmungen über mich sowie Ziele und Visionen.
Mithilfe der Selbstreflexion lernst du die Erkenntnis und Wahrnehmung über dich selbst zu verbessern. Auch Ziele, Gedanken und Gefühle können näher betrachtet und verändert oder verbessert werden. Doch wie funktioniert die Selbstreflexion? Ich gebe dir fünf Schritte mit an die Hand, die ich für meine Reflexion verwende und die du beliebig gestalten kannst.
In nur fünf Schritten reflektieren – so geht’s
1.Schaffe dir deine individuelle Wohlfühloase
Der Fernseher ist an, in meiner Nähe wird laut telefoniert und mein Handy blinkt ständig: So kann ich nicht reflektieren. Für mich war klar: Ich muss mir eine Wohlfühloase schaffen. Also habe ich Unterschiedliches ausprobiert, bis ich meine Wohlfühloase für mich entdeckt habe. Ich mag Stille, eine leuchtende und duftende Kerze, manchmal ruhige Musik und ein aufgeräumter Schreibtisch. In dieser Oase fühle ich mich wohl, denn hier haben meine Gedanken viel Raum, um sich auszubreiten. Die Stille hilft mir mich zu fokussieren und nachzudenken, die Kerze sorgt für Entspannung und der aufgeräumte Schreibtisch gibt mir ein Gefühl von Ordnung und genügend Space. Vielleicht ist es bei dir aufgedrehte Musik oder deine Lieblingssnacks, die neben dir ruhen – mit deiner individuellen Wohlfühloase reflektierst du effektiver.
2.Auswahl des Themas
Bevor ich in die Tiefe gehe, wähle ich ein Thema aus über das ich reflektieren möchte. Es kann nämlich ganz schnell passieren, dass zu viele Themen gleichzeitig in den Vordergrund rücken – sodass du vermutlich denkst, du müsstest kreuz und quer von jedem Thema ein bisschen machen. Diese Methodik sorgt für Verwirrung und belastet. Unser Gedankensystem arbeitet am besten, wenn es sich auf eine Sache fokussiert, die zu 100% verändert oder verbessert werden soll. Bei der Auswahl eines Themas kannst du dich austoben. Ich fälle die Entscheidung nach der Wichtigkeit des Themas. Dabei ist die Wahl der Themen keine Grenzen gesetzt: Gedanken, Gefühle, Ziele und Visionen, Gewohnheiten, bestimmte Charakterzüge usw.
3.Struktur und Ordnung
Als ich anfing zu reflektieren schrieb ich all meine Gedanken nieder. Es war ein tolles Gefühl, sich alles aus der Seele zu schreiben und rückblickend auf die eigene Entwicklung zu schauen. Auch bemerkte ich, dass mir die Strukturierung meiner Reflektion fehlt. Natürlich kannst du deine Gedanken, wie du möchtest aufschreiben – das Strukturieren und Ordnen kann aber helfen das Geschriebene besser aufzunehmen. Einzelne Schritte helfen Neues langsam und nach Priorität anzugehen. Wie sieht so eine Struktur aus, fragst du dich? Ich beschreibe es dir:
- Schreibe dir die Fragen/Aussagen, die du behandeln möchtest in Form von Anhaltspunkten auf (Nummerierungen, Bindestrich oder Punkte)
- Fange mit dem Allgemeinen an und gehe Schritt für Schritt bei jedem Punkt immer mehr in die Tiefe/ins Detail
- Unterteile deine Selbstreflexion in Theorie-, Praxis- und Zeitangaben. Theorie – Bsp.: Was sind meine Ziele, Praxis – Bsp.: Wie kann ich diese Ziele erreichen und Zeit – Bsp.: Wann möchte ich diese Ziele erreicht haben/Wann möchte ich die einzelnen Schritte, um diese Ziele zu erreichen, innerhalb der Woche angehen?
Struktur und Ordnung definiert jeder Mensch anders. Wenn es dir hilft, dann finde gerne deine individuelle Ordnung, um effektiv zu reflektieren.
4.Sei ehrlich mit dir!
Das Ausführen der Selbstreflexion ist nicht einfach. Es verlangt den Menschen sich selbst sowohl aus der fernen, als auch aus der nahen Perspektive zu betrachten. Für mich ist es immer wieder eine Hürde tief in mich hineinzuschauen und zu erkennen, was die Auslöser sind für bestimmte Gefühle, welche Schritte ich gehen sollte, um spezifische Ziele zu erreichen und wie es mir denn wirklich aktuell geht. Manchmal ist es viel einfacher Menschen zu fragen, wie sie einen sehen – doch mit einer Luppe in sich selbst zu schauen ist mit viel Stärke und Geduld verbunden. Ich habe gelernt, dass es nur von Vorteil ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Wahre Worte zu wählen über meine Gefühle, Charakterzüge und was wirklich wichtig ist für mich. All dies gehört auch zu den Praktiken der Selbstliebe – denn nur durch die wahre Wahrnehmung über uns selbst, können wir uns verändern oder verbessern.
5.Praktiziere Selbstreflexion regelmäßig.
Mir hilft es meine Zeit zum Reflektieren zu planen. Ich nehme mir gerne entweder den Freitagabend oder den Sonntagmorgen, um mir die gesamte Woche anzuschauen. Dies ist mein Wochenrückblick. Ich frage mich dabei: Was ist gut/schlecht gelaufen? Welche Gefühle/Gedanken drängten besonders oft in den Vordergrund? Inwiefern habe ich mich verbessert? Wie liefen meine Routinen diese Woche? Was kann ich besser machen für die nächste Woche? Eine geregelte Zeit zum reflektieren hilft dir deine Gedanken gezielt zu sammeln und sorgt zusätzlich für eine Regelmäßigkeit im Ausführen der Selbstreflexion.
Nachdenken und manifestieren: Selbstreflexion ist für mich viel mehr. Es ist für mich eine Routine geworden, welche mein Leben verändert. Es schafft innerlichen Wachstum und unterstützt dabei sich selbst in jede Phase seines Lebens zu entwickeln und Entfaltung einen großen Raum zu gewähren. Probiere es aus, trau dich! Wo siehst du dich in fünf Jahren? Wie fühlst du dich aktuell? Welche Gewohnheiten verhindern dein persönliches Wachstum? Möchtest du deine Gedankenwelt in eine andere Richtung lenken? Möchtest du ein positiver Mensch sein, unabhängig von Erlebnissen, Nachrichten und Wetterberichten? Bewältige die Hürden und die Frage nach den sehnlichsten Wünschen deiner inneren Welt mit der Selbstreflexion.
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