Mein Wecker ertönt, ich schaue hastig auf mein Handy und denke mir: „Komm schlaf noch ein wenig, du kannst dich doch innerhalb einer halben Stunde fertig machen“. Aus zehn Minuten schlafen wurden eine Stunde. Erschrocken hüpfte ich aus dem Bett Richtung Kleiderschrank, noch nicht einmal duschen schaffe ich. Launisch und unmotiviert ziehe ich mich an, betrachte mich und mein Vogelnest, der aus meinen Haaren besteht im Spiegel: „Wie konnte es soweit kommen? Jeden Tag möchte ich nur noch überstehen. Nur noch irgendwie durch den Alltag gehen. Ich habe das Gefühl, dass ich versagt habe, dass ich jetzt woanders wäre, wenn…
Ich möchte gar nicht erst anfangen diese „Wenn-Schleife“ zu erwähnen, denn diese ist endlos. Gestern habe ich noch auf Instagram über meinen Neustart erzählt. Andere Menschen dazu motiviert alles hinter sich lassen ist möglich und notwendig. Und heute? Heute schaue ich auf mein Leben und möchte gerne wieder neuanfangen. Schnell fange ich an mich zu bremsen: Muss Neubeginnen sofort heißen, dass meine Wahrnehmung eine andere ist? Sollte ich mich genauso motiviert und fröhlich, wie gestern fühlen? Immerhin habe ich die Entscheidung getroffen, alles, was mich bis jetzt davon abhielt mein volles Potenzial auszuschöpfen, mich selbst kennenzulernen und ein fröhliches sowie friedvolles inneres Leben zu führen, loszulassen.
Auf sozialen Netzwerken und gefühlt überall im Web ist ein Neubeginn oder der Schritt zur Veränderung verbunden mit einem Gefühl der Freude und ein Weg, der steil bergauf geht – so beobachte ich es zumindest. Eine duftende Kerze mit astherischen Ölen, das Wohlfühl-Bad mit einem Glas Wein oder Yoga zusammen mit Mady Morrison – so sollte ein Neuanfang aussehen, befolge dies und du wirst dich sofort gut fühlen. Ich tue es aber nicht, ich stehe jeden Tag mit denselben negativen Gedanken auf, mit denen ich auch gestern eingeschlafen bin. Sie sind eingebrannt in meinem Kopf, festgenagelt, eingespeichert – Glaubenssätze, die zu lebende Prophezeiungen in meinem Leben geworden sind.
Und schnell wird klar: So einfach ist das nicht. Dieser Weg zur mentalen Gesundheit, einer neuen, positiven Petra, ist verbunden mit hinfallen, weinen, zweifeln, aufgeben, aufstehen, kämpfen, wütend sein, hinfallen, aufstehen, kämpfen und weitergehen bis sich meine Definition von inneren Frieden und Veränderung in mir vollständig eingepflanzt hat, und eine Blütenwelt in mir entsteht.
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