Bereit, wann fühlt mich sich jemals bereit? Sobald man seinen Bachelor in der Hand hat? Genügend Geld eingespart oder zunächst einmal eine Vielzahl an bestimmten Kursen belegt hat? Sein wir mal ehrlich, Hand auf’s Herz: Neigen wir nicht eher dazu das „Gefühl“ davon bereit zu sein hinauszuzögern? Umstände sagen meist was anderes, sie halten uns davon ab, unserer persönlichen Entfaltung näher zu kommen. Und doch ist da dieser Drang innerlich, der dir eine neue Sichtweise auf deine Traumwelt verspricht. Aber der Mensch versteckt sich weiterhin hinter seinem normalen Alltag. Ich fühlte und fühle mich immer noch nicht zu hundert Prozent bereit, eine Sendung zu übernehmen bzw. Autorin zu werden. Das nötige Wissen und die dazu belegenden Kurse verblenden meine Sicht.
Ich ignorierte jegliche Zeichen und Situationen, die mich dazu herausgefordert haben über meine Grenzen hinauszugehen. Denn ich fühlte mich nicht bereit, noch nicht gut genug, um dies zu tun. Natürlich gibt es Bereiche, wie zum Beispiel die Medizin, in denen ganz viel Wissen gefragt und erwartet wird. Doch manchmal werden wir vor Situationen gestellt, die wir uns überhaupt nicht zu trauen. Und je mehr ich solche Situationen meinen Rücken zu kehrte, desto mehr näherten sie sich.
Es war soweit: eine komplette Sendung allein gestalten! Ich dachte ich höre nicht richtig, träume, bilde mir das ein! Aber es war die Wirklichkeit und ich konnte es nicht mehr länger ignorieren. Also stellte ich mich der Herausforderung und fing an. Aufgeregt, nervös und völlig unsicher: die Vorbereitung der Sendung. Meine Mädels im Redaktionsteam und ich waren sehr panisch, denn wir hatten keine Ahnung wie wir das Ganze gestalten, meistern und zeitlich schaffen sollen. Unsere Lösung: erst einmal in Ruhe darüber nachdenken. Doch dann ging Zeit verloren und wir hatten nur noch knappe 3 Wochen. Das Resultat: Keine festen Gäste, kein sicheres Thema, keine Fragen und keinen Ablaufplan. Nun griffen wir zu unserer letzten Hoffnung, nämlich die Hauptmoderatorin der Sendung. In voller Panik erklärten wir ihr unsere Situation und hofften auf Hilfe. Doch es kam eine andere Antwort. Sowas wie, ihr müsst ins kalte Wasser springen. Und es herrschte Funkenstille. Neben der lauten Stimmen meiner Umgebung, wie Uni, Arbeit und meiner Leidenschaft, konzentrierten meine Ohren sich eher auf den kreischenden Ton der immer näher rückenden Sendung. Ich nahm all meinen Mut zusammen, ließ meine Unsicherheiten zurück und setzte mich mit den Mädels an die Planung dran. All unsere Gedanken schrieben wir auf – den gesamten Abend nur für die Sendung aufgebracht. Ich fing an, einfach daran zu glauben, dass wir es schaffen werden. Ich begann damit diesen Stress und den Fokus auf die Zeit abzulegen, um Kreativität mehr Raum zu schaffen. Denn eine Sendung zu gestalten, ist doch einer meiner Träume. Warum ist es mein Traum? Welche Themen möchte ich gerne behandeln? Welche Themen beschäftigen die Gesellschaft im Moment? Gibt es Themen, die näher beleuchtet werden müssen? Und wie kann man diese näher beleuchten? Ein Plan entstand und sofort auch Gäste, die dazu passen könnte. Natürlich stieg der Stress weiterhin an, aber der Glaube an uns blieb fest. Festgenagelt, lauter als alles andere: mein Traum und mein Ziel Moderatorin zu werden.
Er war da: der Tag der Sendung. Ich war lange nicht mehr so aufgeregt! Erste Station – die Maske, sich schick machen und mental auf die Sendung vorbereiten. Als nächstes kamen unsere Gäste auch schon an. Das Studio war bereits aufgebaut, die Mikros werden verteilt, getestet und nun sind wir startbereit. Mein Herz pocht. Der Countdown läuft und mein Herz pocht immer schneller, 3,2,1: „Hallo und Herzlich Willkommen bei Afrika Outlook. Die Sprache als Katalysator. Wie die Black Community ihre Stimme erhebt, so haben wir die Sendung überschrieben. „Stooooopp, nochmal“, sagte ich. Alle schauen entsetzt und meine Aufregung erreicht ihre Intensität. Ich fand mich einfach nicht gut. Aber alles gut, ich habe mehrere Anläufe. Und noch einmal. Nun klappt es und die Sendung läuft. Ich leitete den gesamten Talk und schloß die Sendung mit einer Abmoderation ab. Es war vorbei. Wir haben es geschafft.
„So schnell?“ Ich war sowas von erstaunt, wie schnell das Ganze ging und wie schön es doch war. Ich war bereit. Auch, wenn meine Umstände was anderes sagten. Ich war bereit, trotz meiner Meinung, dass ich nicht gut genug sei. Ich war bereit, trotz kurzer Zeit zur Planung. Manchmal verlängern wir selbst den Weg zur persönlichen Entfaltung, weil wir nicht genug an uns selbst glauben. Ich möchte mehr Grenzen überschreiten, mich selbst herausfordern und bereit sein. Egal wo, wann und wie, denn mein Traum verlässt mich nie.
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