Real, Realität. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass sehr wenige so richtig sie selbst sind. Soziale Netzwerke wollen das Zusammenleben und das Gemeinschaftsgefühl leichter gestalten, irgendwie auch verwalten. Lauter Videos und Bilder, welche den „perfekten“ Menschen oder das „perfekte“ Verhalten darstellen. Frauen und Männer, die ihr Spiegelbild quälen, um diesen Erwartungen gerecht zu werden. Für mich ist da das Geschmeinschaftsgefühl weit entfernt. Die Tage, in denen Kinder lieber Winnie Puh spielen, statt das neuste Spiel aufm Handy zu haben, sind gezählt. Alles dreht sich um das Aussehen, Mode verstehen mit der Masse gehen, bloß nicht aus der „Clique“ rausgehen. Wann wollen wir Menschen denn endlich aus diesem Albtraum aufstehen?
Ich sehe in meinem Newsfeed nur noch Frauen, die entweder den neusten Trend tragen oder durch ihre Erscheinung eine Menge Erfolg haben. Tausende von Abonnenten sind das Ziel. Für mich wirkt es langsam schon so wie ein Spiel, in dem jeder um den ersten Platz kämpft. Dabei immer mehr in den Vordergrund der Aufmerksamkeit rennt. Natürlich ist dies jedem überlassen, jedem das Seine, so heißt es doch. Jedoch glaube ich dennoch, dass dieses erhebliche Folgen und Schäden mit sich bringen kann. Schäden für die Menschen, die sich dabei dann denken: „Vielleicht muss ich mich auch so präsentieren. Auch den selben Stil haben, um einen anerkannten Namen zu tragen? Vielleicht werde ich dann endlich gesehen, verstehen und kann nun besser mit meinen Unsicherheiten umgehen?“ Eben nicht! Aber das ist leider die aktuelle Situation in unserer Gesellschaft. Und ich frage mich ist hier überhaupt noch jemand real, also authentisch? So ganz und gar nicht unveränderlich, einfach du selbst. Original und niemanden ähnlich sein wollen? Ich bin ehrlich, ich weiß es nicht. Ich weiß noch nicht mal, ob ich es bin? Nicht falsch verstehen, ich erkläre es dir mal.
Ich habe mich eine Zeitlang gefragt, was ich posten soll. Was meine Texte überhaupt bewirken sollen. Für mich war klar, es muss etwas sein, womit sich die Menschen identifizieren können. Und so habe ich versucht Themen zu finden, womit sich Menschen verbinden können. Dabei bin ich immer mehr vom eigentlichen Problem abgeschweift. Nämlich ich selbst. Ich wusste, dass das was ich schrieb nicht wirklich authentisch ist. Dass, das nicht Petra ist. Ich wollte den Menschen zufrieden stellen, indem ich Weisheiten weitergab, an denen ich selbst noch nicht mal glaubte. Der Gedanke nicht anerkannt zu werden raubte meine Authentizität bis es dann nicht mehr weiterging. So wie der Wind, verschwand meine Kreativität. Ich wusste plötzlich nicht was ich schreiben soll, was die Menschen hören wollen. Alles fing an still zu stehen. Ich konnte plötzlich nicht mehr weitergehen, weil ich zuließ, dass das Verlangen nach Anerkennung Macht über mich gewann. Ich fing an mich zu fragen, warum ich überhaupt mit dem Schreiben angefangen hab. All die Jahre, an denen das Schreiben mir weiterhalf. Es befreite mich und begleitete mich überall hin. Es sammelte meine Gedanken, hörte mir zu und verlieh mir Kraft und Besonderheit. Es weckte Freude und vor allem Neugier in mir. Für mich ist das Schreiben nicht nur eine Tätigkeit mit der spannende Geschichten auf die Beine gestellt werden können, sondern das Schreiben bedeutet für mich vor allem Authentizität. Denn das was ich schreibe sind meine Gedanken. Das was ich denke, von der Gesellschaft aufnehme und im Alltag sehe, schreibe ich auf. Die Dinge, die mich quälen, mein Problem den richtigen Weg manchmal zu wählen, schreibe ich auf. Glückliche Momente, wertvolle Erkenntnisse und erworbene Weisheiten schreibe ich auf. All mein Befinden, alles was ich bin hebe ich für das Schreiben auf! Wie schon in meinem einen Beitrag erwähnt, Kreativität ist auch Hingabe! Authentische und leidenschaftliche Hingabe. Somit ist das was ich schreibe, auch das was ich fühle und so wie mir das Schreiben weiterhilft, hoffe ich, dass es auch euch hilft und inspiriert. Authentisch sein bedeutet nicht gleich „out“ oder überhaupt nicht schön zu sein. Ich denke, dass der Mensch erst dann so richtig schön ist, wenn seine Authentizität spricht.
Ich weiß, dass in einer Plattform wie Instagram zum Beispiel es Menschen sehr schwer fällt sie selbst zu sein. Denn durch Instagram hast du die Chance dich selbst darzustellen. Dich so zu präsentieren wie du möchtest. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der nur Kopien herumschweben. Ähnliche gestalten, dieselben Ziele und kein Original. Die Welt besteht aus so tollen, begabten und besonderen Menschen, an jemand Anderes sein darfst du gar nicht erst denken! Natürlich will der Eine oder Andere sich ins beste Licht stellen und stets den perfekten Filter wählen. Ich wähle den Weg authentisch. Ich weiß, nicht für jeden verständlich. Denn am Ende heißt es immer noch: „Jedem das Seine“. Du entscheidest.
Myriam
Liebe Petra,
das hast du wirklich schön geschrieben! Mit geht es genauso; Menschen die authentisch sind, die nicht versuchen trendy zu sein und so schreiben, wie es allein Ihnen entspricht, sind die Menschen von denen ich lesen möchte. Gleichzeitig ist es natürlich schwierig zu sagen, wo die Grenzen da sind. 100% man selbst ist man in der Online-Außenwelt glaube ich nie – dafür braucht es schließlich schon eine gewisse Vertrautheit mit dem Gegenüber. Aber so offen, ehrlich und unverfälscht sein, wie es eben geht, das finde ich viel bewundernswerter als perfekte durchgestylte Feeds!
Liebe Grüße,
Myriam
Petra
Liebe Myriam,
vielen Dank für diese tolle Worte!!!! Und ja da hast du vollkommen recht, 100% authentisch in der Online-Außenwelt kann man dan doch nicht sein. Aber dafür wenigstens nah dran und nicht zu sehr beeinflusst.
Viele liebe Grüße,
Petra
Myriam
Sehr, sehr gerne! 🙂 Das korrespondiert übrigens auch wunderbar mit dem, was du bei mir kommentiert hast, finde ich: Ein authentisches Gemeinschaftsgefühl funktioniert in meinen Augen auch erst da, wo wir uns ehrlich und offen verbinden!
J.
Liebe Petra,
positive Impulse und dankbar zu sein für alles was man hat, macht glücklich. Die Realität ist unabänderlich! Authentisch zu sein bedeutet seine Gefühle zu leben und Bedürfnisse sowie wünsche nicht zu vernachlässigen.
Liebe Grüße,
J.