Ich zweifle. Zweifeln tue ich jeden Tag und auch, wenn mein Verstand dies nicht begreifen mag, sind es meine Sorgen, die an Oberhand gewinnen. Nein, ich will das nicht. Glaub mir, mich sorgen tue ich nicht gern. Doch das Leben mit all seinen Facetten scheint momentan einfach viel zu schwer. Eine Last, die anders als sonst ist, die bei jedem erneuten Versuch mich zu Boden drückt. Habe ich es doch gewusst. So, wie sonst auch, es gelingt mir einfach nicht. Ob links oder rechts – ich kriege es einfach nicht hin! Mein Leben ist ein Chaos und inmitten darin ist diese Frau, sie weiß genau dieses Chaos häuft sich, wird immer verstrickter und schaltet aus alle Lichter, die in ihr einst funkelten.
Heute komme ich nicht aus dem Bett. Meine Beine fühlen sich an, wie harte Steine, die seit vielen Jahren am Bettboden festsitzen. In meinem Kopf wird ein schreckliches Orchester-Stück aufgeführt. Meine Gedanken spielen verrückt, die Sicht meiner Augen wirkt vernebelt. Es ist wieder da: der depressive Tag. Mit diesem Tag fühlen sich leichte Alltagsaufgaben an, wie den größten Berg der Welt besteigen. Ja, dieser Tag kommt mich in den letzten Wochen oft besuchen. Meistens sehr überraschend und unangekündigt. Aber, na gut, ich lasse es rein. Ich bin immer wieder erstaunt, dass Gefühle und Gedanken das Innere so sehr einnehmen können, sodass das gesamte Wesen eine Blockade erlebt. Dass ich hier nun sitze und jeden einzelnen „störenden“ Gedanken ganz genau beobachte: Woher kommen sie? Was wollen sie? Wieso sind sie da? Was mache ich mit ihnen? Was machen sie mit mir? – darüber hätte ich mir vor einigen Jahren keine Gedanken gemacht. An diesen Tagen spüre ich sie sehr intensiv.
Jeden Tag denken wir Menschen. Unzählige Gedanken gehen den Menschen durch den Kopf. Doch die Lautstärke des Alltags kann Gedanken, die nach Aufmerksamkeit schreien, unterdrücken – so ist es zumindest bei mir. Ich lenke mich mit der Arbeit, auf Social Media sein und Freunde kontaktieren ab. Je mehr ich die Lautstärke des Alltags aufdrehe, desto mehr Gedanken rufen nach Aufmerksamkeit. Spätestens zu Hause und an diesen depressiven Tagen merke ich dann: Ich habe meine Seele vernachlässigt – und dies hinterlässt Wunden.
Die Suche nach dem Lichtschalter
Viel zu lange habe ich im Dunkeln getappt. Auf der Suche nach Freude, inneren Frieden, Liebe, Stärke und Ausgeglichenheit. Ich habe Schuldgefühle. Vieles bereue ich – von unzureichendem Glauben und Vertrauen an mir selbst, meinen Fähigkeiten und meiner Persönlichkeit bis hin zu Missachtung meines Körpers, meiner Werte – meines Lebens. Und hier befinde ich mich nun, am dunkelsten Ort meines Lebens. Das Tal wirkt tiefer als zu vor, die Umgebung des Ortes kälter als ich es jemals erlebt habe und ich frage mich: Wie finde ich den Ausweg nach oben? Wo ist der Lichtschalter? Wie erhalte ich Wärme?
Aufstehen. Ich erlaube mir zunächst meine Hoffnung und meinen Glauben zu erwecken.
Meine Sicht ist dunkel – aber ich gebe diesen kleinen Funken Hoffnung in meinem Inneren eine Chance. Ich gebe nicht auf, lerne wieder zu kämpfen und ja ich weiß auch, es ist schwer. Die Freude und alle sehnlichsten Wünsche kommen nicht so einfach daher. Es braucht eine kleine Lichtquelle, dessen Strahlen Hoffnung und Glaube aussenden. Mit diesem kleinen Licht tappe ich weiter im Dunkeln. Und auch, wenn meine Sicht noch nicht klar ist, weiß ich, da ist Hoffnung. Die Hoffnung bald den Ausweg zu finden, um aus den dunklen Tag der Zweifel, Sorgen, Unzufriedenheit und Negativität heraus zu kommen.
Zurück zum Tag. Ich habe es nun geschafft mich ins Wohnzimmer zu setzen, eine Kerze anzuzünden, mein Notizheft ist auch dabei sowie Stift und eine Tasse Tee. Ich versuche in mich hineinzuhorchen, den Gedanken den Raum zum Reden und Ausdrücken geben. Sie fangen an zu sprechen, zunächst ist es ein Durcheinander. Doch ich gebe ihnen Raum, zeige mein Interesse, indem ich ihre Aussagen einzeln notiere. Einige von diesen Aussagen, werden immer lauter, sodass ich weiß, welche Gedanken nun viel mehr Aufmerksamkeit von mir erhalten sollten. Ich schließe mein Notizheft – erlaube mir Ruhe und Energie durch Schlafen und Frühstück machen. Ich lasse mich nicht ablenken, sondern versuche diese kleinen Handlungen bedacht zu fühlen und anzugehen. Ich merke, wie mein Inneres sich langsam beruhigt, obwohl ich weiß, dass sehr vieles in mir Reparatur braucht. Doch das ist Ok. Heute drehe ich die Lautstärke des Alltags etwas leiser – und merke, das tut nicht weh. Es tut gut. Ich will mehr lernen meiner inneren Welt viel mehr Aufmerksamkeit zu schenken und den Weg aus dem Tal und somit das Licht Schritt für Schritt zu finden.
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