Der Herbst ist bunt, Mal kalt und auch mal warm, aufgrund vereinzelnder Sonnenstrahlen. Auch in mir sieht es bunt aus – heute läuft alles rund und Morgen sieht es wieder ganz anders aus. Es fühlt sich so an, als würden aktuelle Umstände und Gedanken mir die wichtigen Nährstoffe entziehen. Und ich? Ich will fliehen, am liebsten hin zu zahlreichen Sonnenstrahlen, die mich jeden Tag besuchen kommen. Doch die Realität sieht anders aus: Fallen tue ich, wie die Blätter im Herbst. Und auch, wenn es aktuell schmerzt, weiß ich dennoch – ich kann das, ich schaffe das. Genauso wie der Baum im Herbst, der eine lange Zeit mit wenig Wasser auskommt, weiß ich – die kleinen Dinge im Alltag nehme ich, um ihnen neue Wertschätzung zu schenken. Mit kleinen Schritten Richtung Veränderung, um bis zum Frühling neue Blätter und Blüten in mir wiederaufzubauen.
Morgens um Zehn Uhr: Die Sonne kitzelt mein Gesicht und weckt mich auf. Ich schaue aus dem Fenster und sehe die wunderschönen gelben Blätter am Baum, die durch vereinzelnde Sonnenstrahlen goldig schimmern. Ich spüre eine Sehnsucht in mir, die ich seit einigen Monaten nicht mehr hatte: die Sehnsucht spazieren zu gehen. Wir haben Herbst hier in Hamburg. Und Herbst in Hamburg ist bekanntlich gekennzeichnet durch Regen, Wind und Kälte. Doch heute war es anders: Die Sonne drang so sehr durch, sodass die Wärme noch Mal so richtig zum Vorschein kam. Ich machte mich fertig, zog zur Sicherheit meine lange schwarze Downjacke mit einem Schal an und ging los. Ich entschied mich für den Park neben an. Diese leichte Brise des Windes und die Sonne, die aus dem Himmel mich anlächelte, haben mich in den Bann gezogen. Ich genoss diese Zeit, denn sie war kein Zeitvertreib, sondern sehr wertvoll.
Natur. Die Schöpfung Gottes. Mich fasziniert es jedes Mal so sehr, wie wunderschön Gott diese Welt geschaffen hat. Der Herbst strahlt mit seinen bunten Farben. Überall sehe ich Bäume mit Blättern, die kunterbunt sind. Im Park sehe ich unterschiedliche Menschen, die ebenfalls spazieren gehen. Und ich frage mich: Wurden sie heute Morgen auch in den Bann gezogen? Was zieht sie hierher? Wie wirkt die Natur auf sie? Ich komme an einem Baum an, der gewaltig groß ist und zahlreiche Blätter hat, deren Farbe Gelb ist. Ich sehe zu, wie die Blätter nacheinander vom Baum abfallen – ich schaue auf dem Boden und sehe sie: Alle Blätter, die bereits ihren Halt verloren haben. Und denke mir: Wie ist es mit mir? In den letzten Wochen hatte ich das Gefühl, dass ich mein Halt auch verloren habe. Jegliche Hoffnung, Freude und Zuversicht fielen ab, wie die Blätter im Herbst und in mir war Chaos.
Ich ging weiter und sah einen weiteren Baum, der dunkelrote Blätter hatte. Diese Blätter fielen nicht ab. Sie ließen sich vom Wind treiben und ich genoss diese wunderschöne Farbenpracht. Ich sag in die Gesichter aller Menschen, die mir entgegenkamen: Paare, die sich anlächelten, als wären sie wieder, wie beim allerersten Mal frisch verliebt, Freunde, die sich gegenseitig Geschichten erzählen, eine Frau, die mit langsamen Tempo in den Himmel starte und lächelte, sowie eine Menge Sportbegeisterte, die mir entweder mit dem Fahrrad entgegenfuhren oder mir entgegen joggten – Sie alle spürten diesen Bann, diese Anziehung, diese Energie.
Zurück zuhause, bin ich immer noch fasziniert, wie ein Spaziergang durch den Park in mir so eine neue Lebensenergie bewirken kann. Denn ich weiß, genauso wie die Blätter nach dem Überstehen des Winters im Frühling ihre grünen, frischen, einheitlichen Farben wieder erlangen werden, so werde auch ich in kleinen Schritten an einzelne Bereiche in meinem Leben arbeiten, sodass sie im Frühling neu aufblühen.
Bis dahin genieße ich die Herbst- und Winterzeit.
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